Von der Eisenverarbeitung zur Lumpenreißerei
Das um 1800 erbaute ehemalige Hammerwerk stand ursprünglich an der Leppe, einem Nebenfluss der Agger. Namensgeber ist der damalige Besitzer Caspar Bernhard Müller. Bis in die 1870er-Jahre wurde im Müllershammer Eisen verarbeitet. Mit dem Beginn der industriellen Stahlproduktion im Ruhrgebiet stellten viele Hammerwerke im Bergischen Land ihren Betrieb ein oder erfuhren einen Nutzungswandel, so auch der Müllershammer.
Herstellung von Kunstwolle war gewinnbringend, schadete jedoch der Umwelt
Im Jahr 1884 richtete Johann Abraham Kochenrath eine Lumpenreißerei in der Anlage ein. Aus den gerissenen Textilien entstand die sogenannte Kunst- oder Reißwolle. Naheliegende Spinnereien und Webereien fertigten daraus preiswerte Garne und Stoffe einfacher Qualität. Um 1900 arbeiteten bis zu 20 Personen in der Lumpenaufbereitung, einem teils manuellen, teils chemischen Prozess. Dieses Gewerbe erwies sich als sehr gewinnbringend, der Umwelt jedoch schadete es enorm und hatte katastrophale Folgen: Die Leppe verwandelte sich von einem klaren Mittelgebirgsfluss in eine Kloake.
Neuer Standort für das imposante Hauptgebäude im LVR-Freilichtmuseum Lindlar
1914 wurde der Betrieb eingestellt. Lange Zeit diente das Gebäude als Lagerfläche und Werkstatt. Schließlich stand es leer und verfiel. Der Müllershammer erfuhr im Lauf der Jahre viele bauliche Veränderungen. Von der ehemaligen, aus mehreren Gebäuden bestehenden Anlage, ist heute nur noch das Hauptgebäude übrig.
Dank der Unterstützung unseres Fördervereins entging der Müllershammer dem völligen Verfall und fand 2008 einen neuen Standort im LVR-Freilichtmuseum Lindlar. Nach umfassenden Restaurierungsarbeiten präsentiert er sich wieder wie um 1890 mit hölzernem Wasserrad. Das Wasserrad und die Transmission rekonstruierten Experten nach Originalplänen.
Interaktive Austellung "Textile Wege" im Müllershammer
Heute beherbergt der Müllershammer die Ausstellung „Textile Wege“, die sich der Verwertung von Altkleidern in der Vergangenheit und Gegenwart widmet. Zu den Besonderheiten der Ausstellung zählen ein rund 100 Jahre alter Lumpenreißwolf und eine historische Waschmaschine, die regelmäßig in Betrieb zu sehen sind.
Im Dachgeschoss befindet sich die „Umweltwerkstatt“, in der regelmäßig umweltpädagogische Aktionen stattfinden.
Erbaut um 1800, Wiederaufbauab 2007 im LVR-Freilichtmuseum Lindlar