Bereits zu Anfang des 19. Jahrhunderts gab es überall im Bergischen Land große Gärten außerhalb der Siedlungen zwischen den Feldern. Diese schmucklosen, zweckmäßigen Gärten wurden „Bleche“ genannt. Sie dienten besonders zum Anbau von Gemüse für den Winter, wobei Kohl und Bohnen eine wichtige Rolle spielten. Als Beispiel für die Bleche haben wir die Steinscheider Gärten am ursprünglichen Standort wieder angelegt. Sie waren früher im Besitz der Steinscheider Höfe. Heute haben Lindlarer Familien für ihre Pflege und Erhaltung Patenschaften übernommen.
Im Gegensatz zu den Blechen waren Hausgärten meist liebevoller gestaltet, dienten sie doch auch als Schmuck. Neben Kräutern und Gemüse konnte man auch bunte Zierpflanzen finden. Schutz vor freilaufenden Tieren bot ein einfacher Zaun oder eine Hecke aus Weißdorn, Hainbuche oder Liguster. Gärten mit niedrigen Buchshecken, kreuzförmig aufgeteilten Beeten und Rosenstrauch in der Mitte waren jedoch eher selten, wie uns viele ältere Menschen berichteten. In unserem Museum finden Sie einen typischen Hausgarten neben dem Bandweberhaus aus Ronsdorf. der Schmiede Anhalt und der Scheune aus Denklingen.
Bevor es Kühlschränke gab und man ganzjährig frisches Gemüse kaufen konnte, waren die Menschen darauf angewiesen, sich soweit wie möglich selbst zu versorgen. Deshalb hatten viele Familien große Gärten, in denen vor allem Gemüse angebaut wurde. Gemüsesorten, die man für den Wintervorrat nutzbar machen kann, hatten dabei eine besondere Bedeutung. Neben verschiedenen Kohl- und Bohnenarten, die man als Sauergemüse einsalzte, gehören dazu vor allem der winterharte Lauch, Möhren, Steckrüben und Rote Bete. Diese Gemüse kann man einige Monate im Keller lagern. Bevor um 1920 das Einwecken in Gläser aufkam, wurden Bohnen und Erbsen durch Trocknen haltbar gemacht.
Noch vor rund 100 Jahren konnte man in bergischen Gärten Gemüsesorten finden, die heute fast unbekannt sind. Kennen Sie noch Stielmus? So wurde vor hundert Jahren eine beliebte Rübenart genannt: der Rübstiel. Ende März ausgesät kann man die Pflanzen bereits ab Ende Mai ernten. Die Stiele werden gekocht und schmecken als Gemüse oder in herzhaften Eintöpfen. Eine weitere verschwundene Gemüseart ist die Gartenmelde, die man ebenfalls sehr früh ernten kann und wie Spinat zubereitet. Die Auswahl an Gewürzpflanzen war im Vergleich zu heute eher bescheiden. In den Gärten fanden sich meist Schnittlauch, Petersilie, Bohnenkraut und Dill. Als Heilpflanzen wurden Wermut und Pfefferminze genutzt. Die heute sehr beliebten Gemüsearten Paprika, Tomaten, Zucchini, Auberginen, Broccoli und Fenchel sind erst in jüngerer Zeit ins Bergische Land gekommen.
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