Ein Gebäude mit vielen Funktionen
Die Mehrzweckscheune aus Rösrath-Großhecken ist seit 1998 fester Bestandteil der Baugruppe Oberlingenbach im LVR-Freilichtmuseum Lindlar. Hier befinden sich Werkstatt und Stallungen, Arbeits- und Backraum sowie ein Abort unter einem Dach. Der Ausstellungsbereich der Scheune ist im Frühjahr 2021 grundlegend überarbeitet worden und präsentiert sich nun mit neuer inhaltlicher Ausrichtung. Durch umfangreiche Archivrecherchen und Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen kann jetzt die Bau- und Familiengeschichte anschaulich dargestellt werden. Landwirtschaftliche Nebengebäude wie die Mehrzweckscheune waren früher in vielen Dörfern und Gemeinden zu finden.
In einer Nische steht witterungsgeschützt der Brunnen mit Handpumpe, der das Wasser für den gesamten Hof lieferte.
Das Gebäude ist ein gutes Beispiel für die Selbstversorgung auf dem Land um 1900. Nahezu alles, was zum Leben benötigt wurde, erzeugten die Bauern selbst.
Werkstatt und Ställe unter einem Dach
Die Werkstatt im Mittelteil des Gebäudes verfügt mit Werkbank, Schraubstock und Schneidbank über die Grundausstattung für Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten und ließ sich mit einem Kanonenofen beheizen. Links hinter dem Eingang zu diesem Bereich liegt der Verschlag für das Federvieh. Der Kuh- und Schweinestall für drei bis vier Tiere nimmt das rechte Gebäudedrittel ein.
Ziegelmauerwerk als Brandschutz beim Backen und Dörren
Obstdörre und Backofen sind im linken Gebäudetrakt untergebracht. Um die von diesen beiden Feuerstätten ausgehende Brandgefahr einzudämmen, bestehen die Wände hier aus Ziegelmauerwerk statt aus Lehmfachwerk. Mit dem Dörrofen lässt sich Kernobst zu haltbarem Trockenobst für den Winter verarbeiten. Die im Feuerkessel der Vorrichtung erzeugte Hitze strömt hoch in die Trockenkammer und entzieht den darin auf hölzernen Rosten ausgebreiteten Fruchtstücken die Feuchtigkeit – eine wirkungsvolle Konservierungsmethode.
Im Anbau wurde Obstsirup für die Bergische Kaffeetafel produziert
Der vorgelagerte Anbau beherbergt die Obstpresse. Diese kommt zum Einsatz, um aus Äpfeln und Birnen Saft zu gewinnen. Durch langes Kochen zu braunem Sirup eingedickt, entsteht am Ende Apfelkraut, wobei das Pektin der Früchte den Gelierprozess fördert. Der süße Brotaufstrich bereichert noch heute als unverzichtbare Leckerei die genussvolle Bergische Kaffeetafel.
Wand für Wand ins LVR-Freilichtmuseum Lindlar
Das Nebengebäude aus Rösrath-Großhecken wurde wie die Gaststätte Römer und die Schmiede Pohl/Anhalt wandweise ins Museum versetzt und zeigt die originalen Konstruktionsmerkmale – mit jedem schiefen Winkel.
Eine Station auf dem Themenpfad "Wasserwege" im LVR-Freilichtmuseum Lindlar
Hier finden Sie auch eine Station unseres Themenpfades Wasserwege. Testen Sie doch einmal selbst, wie mühsam und kraftraubend früher das Wasserholen war.
Erbaut im 19. Jahrhundert, Wiederaufbau 1998 im LVR-Freilichtmuseum Lindlar