Das Freilichtmuseum präsentiert das Kleinstwohnhaus Hilden im Zeitschnitt um 1900 und zeigt damit die beengten Wohnverhältnisse der Fabrikarbeiterfamilien im Bergischen Land. Besonders der Alltag der Bewohnerinnen steht dabei im Mittelpunkt der Präsentation. Ursprünglich als Backhaus erbaut, gehörte das kleine Haus zu einer größeren Hofanlage und wurde vor über 200 Jahren zu einem Wohnhaus ausgebaut. Auf zwei Etagen ergab sich damit eine Wohnfläche von etwa 40 Quadratmetern. Zeitweise lebten bis zu zehn Personen in diesem Gebäude.
Im Erdgeschoss vermitteln Küche und Stube anschaulich die Lebensweise der damaligen Bewohnerinnen und Bewohner. Das Zusammenleben auf engstem Raum ohne Nasszelle oder sanitäre Einrichtungen, ohne Rückzugsraum für eine eigene Privatsphäre, gehörte für viele Arbeiterfamilien in Hilden, zum Alltag. Bezahlbarer Wohnraum war knapp – viele Arbeitssuchende zogen damals von außerhalb in die aufstrebenden Industriezentren.
Als dem Gebäude im Jahr 1990 der Abriss drohte, beschlossen die Stadt Hilden und das Freilichtmuseum Lindlar gemeinsam, es an seinem Originalstandort abzubauen und ins Freilichtmuseum zu versetzen. Die Stadt finanzierte die Translozierung. Dank der Unterstützung der Kulturstiftung der Kreissparkasse Köln konnte es auf dem Gelände des LVR-Freilichtmuseums Lindlar wieder errichtet werden. Viele ehrenamtliche Kräfte beteiligten sich am Wiederaufbau, unter anderem das Team der Formel f-Frauen-Wirtschaftslounge. Im Erdgeschoss sowie in den oberen Räumen sind bei der Bauuntersuchung mehrere Farbschichten freigelegt worden, die zeigen, wie farbenfroh das Haus früher trotz begrenzter finanzieller Mittel ausgestaltet war.
Kleinstwohnhäuser sind in der Präsentation von Freilichtmuseum nur selten vertreten. Aufgrund ihrer sehr schlichten Gestaltung und Konstruktion treten sie gegenüber aufwendiger Bauern- und Bürgerhäusern meist zurück. Dennoch bilden sie einen wichtigen Aspekt des ländlichen Sozialgefüges ab: das Leben und Wohnen der ärmeren Bevölkerungsschichten.
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