Seit 1870 lässt der Webstuhl das Haus erzittern
100 Jahre ratterte er ununterbrochen: Meter für Meter fabrizierte der hölzerne Bandwebstuhl bis zu 24 bunte Blumen- und Hutbänder gleichzeitig. Heute ist er eine absolute Seltenheit und an unseren Museumsfesten in Aktion zu sehen.
Gebaut wurde er 1870. Seitdem steht er in der Werkstatt des Bandweberhauses der Familie Thiemann aus Wuppertal-Ronsdorf.
Die Werkstatt war der Aufenthaltsort der Familie. Hier arbeiteten und aßen die Thiemanns nicht nur, sondern empfingen auch Besuch. Die beiden Stuben nutzten sie dagegen nur selten.
Die Hausbandweberei war zunächst ein einträgliches Geschäft
Die Thiemanns spezialisierten sich auf die Herstellung von seidenem Herrenhutband und Taffetbändern für Haarschleifen und hatten damit ein gutes Auskommen. Dafür arbeiteten sie von morgens um sieben bis abends nach acht. Nach Feierabend musste das Band noch auf Unregelmäßigkeiten überprüft werden. In den 1930er Jahren übernahm die einzige Tochter "Mariechen" den Familienbetrieb. Ohne spezielle Ausbildung stellte sie bis ins hohe Alter von 70 Jahren einfache Bänder her. 1970 gab sie die Arbeit am Webstuhl auf. Die Hausbandweberei lohnte nicht mehr. Fabriken stellten die Bänder nun kostengünstiger her.
LVR-Freilichtmuseum Lindlar zeigt die komplette detailreiche Originaleinrichtung des Bandweberhauses
Stein für Stein haben die Museumshandwerker das Haus abgetragen, umfassend restauriert und originalgetreu wieder aufgebaut. Die Einrichtung aus den 1920er Jahren ist bis ins kleinste Detail erhalten geblieben. Sie zeugt vom bescheidenen Wohlstand der letzten Jahrhundertwende. Selbst den Garten haben wir so angelegt, wie er nachweislich in Ronsdorf gewesen ist. Die aufwändigen Zierelemente unterscheiden ihn deutlich von den einfacheren und kleineren Hausgärten vieler Bauern. Hier wuchs das, was Familie Thiemann zum Leben brauchte.
Erbaut vor 1850, Wiederaufbau 1991 im LVR-Freilichtmuseum Lindlar