Ein Wohnstallhaus aus dem Oberbergischen
Das Fachwerkhaus stammt aus dem oberbergischen Lindscheid bei Nümbrecht. Es handelt sich um ein für das Bergische Land übliches Wohnstallhaus. Seine ältesten Bauabschnitte wurden im 17. Jahrhundert errichtet und Mitte des 19. Jahrhunderts modernisiert und erweitert. Das Gebäude war bis 1922 bewohnt. Seitdem diente es den Eigentümern als Scheune mit angebauter Remise. Es zeichnet sich durch zahlreiche erhaltene bauhistorische Details, etwa einen Backofen im Keller, eine zweiteilige Haustür, einen Takenschrank und viele originale Wandbefunde aus.
Leben um 1850
Das Museum zeigt das Gebäude um das Jahr 1850, einer Zeit, in der Handwerk und bäuerliches Leben oft Hand in Hand gingen. Im Zentrum der Präsentation stehen die Lebensumstände der Familie Ohlig, die bis 1903 das Haus bewohnte. Die erhaltenen Tapeten- und Farbreste erlaubten die Rekonstruktion der historischen Wandgestaltung. Sie zeigt, wie bunt die Farbgestaltung schon Mitte des 19. Jahrhunderts war. Auch die Einrichtung der Wohn- und Wirtschaftsräume konnten anhand umfangreicher Archivrecherchen und der Auswertung von Inventar- und Aussteuerlisten umfassend rekonstruiert werden.
Im Takt der Zeit – Uhrmacher Johann Heinrich Ohlig
Der helle und gut beheizbare Raum hinter der Flurküche diente Johann Heinrich Ohlig ab den 1830er Jahren bis zu seinem Tod 1860 als Werkstatt für die Fertigung und Reparatur von Bergischen Standuhren. Bislang konnte nur eine von ihm hergestellte Uhr ausfindig gemacht werden. Die rekonstruierte Werkstatt und eine kleine Ausstellung ermöglichen einen Einblick in die Arbeitswelt der Uhrmacher.
Landwirtschaft und Kulturlandschaft
Die Realerbteilung prägte das Bergische Land seit dem späten Mittelalter und führte zu kleinteiligen und unwirtschaftlichen Besitzungen. Im ehemaligen Stallbereich stellt eine detaillierte Flurkarte von 1867 die zahlreichen, sehr verstreut liegenden Parzellen der Familie Ohlig übersichtlich dar. Zu diesem Zeitpunkt bot die kleinteilige Landwirtschaft für einen Großteil der Bevölkerung keine Lebensgrundlage mehr. Vor allem junge Arbeitskräfte zog es in die aufstrebenden Industriestädte an Wupper, Sieg und Rhein.